Ein Jahr CoLab: Fraunhofer-Startup Kooperationen als neuer Transferpfad

Im November 2020 wurde das Fraunhofer Venture CoLab als Kooperationsplattform für Fraunhofer-Forschende, externe Start-ups und Entrepreneure gegründet. Das CoLab-Team um den Team Lead Florian Ascherl hat in den vergangenen 12 Monaten mehr als 20 Kooperationstandems mit Fraunhofer-Instituten initiiert. Die meisten Tandems wurden nahtlos in das AHEAD-Programm aufgenommen und arbeiten mit Unterstützung der Kollegen von Fraunhofer Venture und des AHEAD-Teams an ihrem Markteintritt – Zeit für eine Zwischenbilanz und einen Ausblick auf die kommenden Jahre unter dem Motto: Kooperieren ist das neue Innovieren.

© Fraunhofer Venture
Das Team vom Fraunhofer Venture CoLab

Die Zusammenarbeit mit Start-ups eröffnet Fraunhofer-Instituten eine spannende Möglichkeit, neue Technologien unkompliziert und vergleichsweise schnell in den Markt zu bringen. Die besondere Stärke vieler Start-ups: agiles Vorgehen, schnelles Testen und Lernen und eine große Nähe zu Märkten und Kunden kann die profunde Expertise der Forschung im idealen Fall optimal ergänzen. Das Fraunhofer Venture CoLab wurde vor rund einem Jahr mit dem Ziel gegründet effektive Brücken zwischen diesen beiden Welten zu bauen und den Instituten neue Möglichkeiten der Technologieverwertung über Kooperationen mit externen Gründern zu eröffnen.

Professionelles Kooperationsmanagement mit Fokus und Methode

Das CoLab bietet einerseits professionelle Unterstützung für Fraunhofer-Institute, die zukunftsweisende Technologien ausgründen wollen aber denen es dafür ggf. noch an den passenden Gründerpersönlichkeiten fehlt. Zugleich ist das CoLab Technologie-Scout für junge High-Tech Start-ups, die spezielle Technologien für die Realisierung ihrer Produktvision suchen. Die potenziellen Kooperationspartner werden dafür in einem strukturierten Matching-Prozess miteinander verbunden.

In einem erprobten Programm werden die Fraunhofer-Startup-Tandems effektiv durch Fraunhofer Venture von der ersten Kontaktaufnahme über die prototypische Entwicklung möglicher Kooperationsmodelle bis hin zur unterschriftsreifen Vereinbarung über die Zusammenarbeit auf Lizenzbasis oder eine gemeinsame Gründung begleitet.

Für das Fraunhofer IPA und dessen herausragende Expertise & Technologien im Bereich Prothetik konnte so beispielsweise eine Zusammenarbeit mit HORUS initiiert werden. HORUS ist ein Start-up, das bereits seit Jahren im Bereich der individualisierten Prothetik aktiv ist und das mithilfe der Fraunhofer-Technologie einen Entwicklungssprung anstrebt.

In anderen Fällen identifiziert das CoLab potentialträchtige Fraunhofer-Technologien und bringt die Institute mit Gründern mit spezieller Expertise für das jeweilige Themenfeld zusammen oder bindet weitere Partner aus dem High-Tech-Ökosystem in eine Partnerschaft ein. Beispielsweise wird hier eng mit namhaften Frühphasen Investoren oder dem Entrepreneurship MBA-Programm einer Universität zusammengearbeitet.

Das begleitende Kooperations-Management und Coaching von CoLab, AHEAD und Fraunhofer Venture aus einer Hand sorgt dabei immer für die nötige Expertise, die im aktuellen Stand der Projektarbeit gebraucht wird. So wird eine zeitnahe Ausgestaltung des Kooperationsrahmens sichergestellt, und die Tandems können sich auf ihren jeweiligen Fokus konzentrieren - erfolgversprechende Marktpotenziale zu identifizieren und gemeinsam Geschäftsmodelle zu entwickeln.

Cooperation Excellence: Auf dem Weg zum neuen Transfer-Pfad

Das Fraunhofer Venture CoLab baut systematisch auf die Vorläufer BMBF-Projekte »TechBridge« und »FMD-Space« auf und hat deren bewährte Methoden und Prozesse systematisch weiterentwickelt. Jedes Tandem bietet dem CoLab-Team die Möglichkeit weiter zu lernen und das CoLab Programm kontinuierlich weiterzuentwickeln.

Es hat sich beispielsweise gezeigt, dass ein klar definiertes Kundenproblem, das gemeinsam gelöst werden soll, essenziell für die Initiierung einer guten Kooperation ist. Erst danach können Fragen nach Technologie, Produktvision oder Geschäftsmodellen überhaupt gestellt werden. Deshalb hat das CoLab-Team die Analyse des sogenannten »BUMP« (Big Urgent Market Problem) neben dem persönlichen Vernetzen und dem stärkenbasierten Kennenlernen der Projektpartner immer weiter in den Vordergrund der Projektpartner gestellt. Die methodische Basis wurde entsprechend angepasst und die Arbeit an spezifischen Zielbildern, Hypothesen und Experimenten stärker in die anschließenden Schritte der gemeinsamen Projektarbeit eingebaut. Dieser Prozess der permanenten Weiterentwicklung des Programms hilft dabei, die Leistungen für Institute und Gründer gleichermaßen immer effizienter und besser unterstützt zu gestalten.

Ökosysteme: Systematische Kooperationen für Fraunhofer

Institute und Start-ups bewerten die bislang gestarteten Kooperationen in der Regel sehr positiv und bestätigen damit die Aufbauarbeit im Gründungsjahr des Fraunhofer Venture CoLab. Voraussichtlich bereits 2022 werden die ersten CoLab-Teams das AHEAD-Programm erfolgreich abschließen und mit Fraunhofer-Technologien neue Märkte erschießen.

Auf dieser Basis soll die Methodik und Bekanntheit des CoLab systematisch intensiviert und verbreitert werden und Fraunhofer als begehrter Technologie-Partner für junge Tech-Unternehmen im High-Tech Ökosystem verankert werden.

Vor allem das wachsende Netzwerk an Partnern im Gründerökosystem soll in den kommenden Monaten zum Motor für zusätzliche Kooperationen werden. Zudem soll das für Gründer bereits bewährte CoLab Programm im kommenden Jahr auch schrittweise für Anknüpfungspunkte von KMU adaptiert, und so auch zur Kooperationsplattform für den innovativen deutschen Mittelstand werden.

Die Basis für die erfolgreiche Bilanz nach einem Jahr CoLab ist aber nicht nur das Fraunhofer Technologieportfolio und die CoLab Methode, sondern die wachsende Kooperationskultur zwischen Forschung und Start-ups. Getreu dem CoLab-Motto: »collaborate to innovate!« soll hierauf weiter aufgebaut, und 2022 die nächste Stufe für Fraunhofer-Startup Kooperationen im Transfer gezündet werden.