Unternehmergeist von und für Fraunhofer: Berater-Tandems mit Gründer-DNA

Eine Ausgründung ist kein Verwaltungsakt, sondern eine Aufgabe, die viel persönliches Engagement von Gründenden und ihrem Beraterteam erfordert. Viele Mitarbeiter von Fraunhofer Venture haben deshalb selbst Gründungserfahrung, das Berater-Tandem des Juristen Thomas Meyer und des Investment Managers Manuel Hösle sogar mehrfach. Wir sprachen mit ihnen über den Unternehmergeist von Fraunhofer-Mitarbeitern – und für sie.

© Fraunhofer Venture
Das Betreuer-Tandem Thomas Meyer (Jurist) und Manuel Hösle (Investment Manager)

Thomas und Manuel, ihr unterstützt als Berater-Tandem nicht nur Fraunhofer Entrepreneure, ihr habt selbst Start-ups gegründet und den Einstieg ins Unternehmertum gewagt. Was hat euch zur Gründung eines Start-ups motiviert?

Manuel: Ich habe vor meiner Zeit bei Fraunhofer selbst ein Sharing Economy Start-up gegründet. Meine Motivation dabei war vermutlich vergleichbar mit der vieler gründender Wissenschaftler. Nach einer 12-jährigen spannenden Tätigkeit in einer großen Organisation wie der Bundeswehr war es für mich Zeit, in ein agileres Umfeld zu wechseln, selbst das Steuer in die Hand zu nehmen und mich als Unternehmer auszuprobieren. Dabei war vor allem der Glaube an ein vielversprechendes Projekt und dessen Sinnhaftigkeit, aber auch meine persönlichen Interessen ganz wichtige Treiber.

Nichtsdestotrotz ist mit so einem Schritt auch weniger Planbarkeit und mehr Risiko verbunden, aber nach meinem bisherigen Werdegang empfand ich diese Perspektive sogar als sehr reizvoll.

Thomas: Auch ich bin zunächst einen eher klassischen Weg gegangen und habe nach meinem Jura-Studium als Anwalt in einer internationalen Großkanzlei angefangen. So ein Job hat natürlich viele Vorteile, aber ich merkte schnell, dass mir etwas Wesentliches fehlt: Gestaltungsräume, die Möglichkeit, selbst initiativ zu werden und Chancen zu ergreifen, wenn sie sich bieten. Also bin ich relativ spontan ausgestiegen und habe mit Freunden zusammen mein erstes Start-up gegründet. Ich wollte nicht „nur“ erfolgreich sein, sondern mich als eigenverantwortlicher Unternehmer an Projekte begeben, für die ich brenne. Entrepreneurship lag mir schon immer am Herzen und ich habe für mich entdeckt, dass ich meine Motivation aus Arbeit an (vs. bloß in) einem spannenden Unternehmen ziehe.

Und trotzdem seid ihr wieder in eine große Organisation gewechselt – zur Fraunhofer-Gesellschaft, bzw. zu Fraunhofer Venture. Wie kam es dazu?

Manuel: Für mich persönlich ist die Arbeit bei Fraunhofer Venture jetzt die perfekte Kombination aus beiden Welten. In einem Start-up hat man eine steile Lernkurve. Gerade wenn man neue Modelle ausprobiert, lernt man quasi in Echtzeit, wie der Markt, den man betritt, wirklich funktioniert. Man startet nicht mit einem fertigen Produkt, sondern durchläuft verschiedene Lernphasen und passt sich den neuen Erkenntnissen an. Je schneller man lernt und je besser man sich anpasst, desto erfolgreicher ist man am Ende. Ich hatte mit meinem Start-up die Chance, sehr viel zu lernen – auch aus eigenen Fehlern. Bei Fraunhofer Venture kann ich diese Erfahrungen jetzt weitergeben und in einem unternehmerischen Umfeld gleich eine Vielzahl unglaublich talentierter Menschen dabei unterstützen ihre eigenen Visionen zu realisieren.

Thomas: Meiner Ansicht nach gibt es die strikte Trennung zwischen Festanstellung und Unternehmertum längst nicht mehr, im Gegenteil: Auch in großen Organisationen wird das „entrepreneurial mind-set“ immer mehr zum Erfolgsfaktor für Angestellte und die Organisation als Ganzes, Stichwort Intrapreneurship. Manuel und ich sind auch Beispiele dafür, dass gerade der Wechsel zwischen den Job-Welten sehr bereichernd sein kann. Ich selbst habe bewusst parallel zu meinem Start-up bei Fraunhofer Venture angefangen und berate heute engagierte Gründer*innen aus der Wissenschaft, die von meiner praktischen Erfahrung profitieren können. Ich kann hier agil und eigenverantwortlich arbeiten und habe sehr viele Freiräume für Eigeninitiative. Ich hatte hier sogar die Möglichkeit, parallel zu meiner Berater-Tätigkeit ein weiteres eigenes Unternehmen mitzugründen – ein Finanz-Start-Up, das demnächst einen innovativen „Neo-Mischfonds“ auflegen wird. Dort kümmere ich mich um rechtliche Themen und treibe die strategische Ausrichtung und Strukturierung mit voran. Ich finde es sehr wichtig, dass wir bei Fraunhofer Venture selbst die Kultur und auch ein wenig die Herausforderungen leben, bei denen wir gründungswillige Wissenschaftler*innen unterstützen.

Wie profitieren Fraunhofer-Wissenschaftler bei Ausgründungen konkret von eurer Gründungserfahrung?

Manuel: Eine Ausgründung ist immer auch ein persönlicher Schritt, mit vielen intrinsischen und extrinsischen Faktoren, die in keinem Business-Plan stehen. Ich glaube, dass die Erfahrung des gesamten Teams von Fraunhofer Venture bei diesen informellen Komponenten im Gründungskontext sehr wertvoll sein kann. Wir betrachten Ausgründungen letztlich nicht nur als Investment Case - wie manch klassischer VC - sondern versuchen immer auch einen Mehrwert zu stiften. Wir sind nämlich überzeugt, dass unsere Spin-Offs besonders dann erfolgreich sein werden, wenn wir möglichst unvoreingenommen und ganzheitlich beraten. Mit unserer Erfahrung helfen wir als Sparringspartner den Gründern dabei ihr Potential voll auszuschöpfen, das optimale Geschäftsmodell und das passende unternehmerische Setting für den Markteintritt zu entwickeln. Das hat sich auch für den Technologietransfer von Fraunhofer als erfolgreiche Strategie erwiesen.

Thomas: Ich habe selber erfahren, dass man bei der Gründung zig Themenbereiche überblicken muss, dass es hunderte Stolpersteine und zahllose Unwägbarkeiten gibt. Dies führt zu einem geschärften Blick bei der Unterstützung von Gründerteams; ich glaube man kann dadurch Probleme schneller erkennen und gezielter adressieren. Apropos Team, für mich ist der wichtigste Erfolgsfaktor – auch bei Gründungen im High-Tech/Deep-Tech-Bereich – ein komplementär zusammengesetztes, stimmiges Team. Meine eigene Gründungserfahrung versetzt mich hier erst in die Lage, eine qualifizierte Einschätzung treffen zu können. Dass sich das Rezept von Fraunhofer Venture bewährt hat, sieht man auch an der Erfolgsquote von Start-ups aus dem Hause Fraunhofer. Über 90% aller Spin-offs mit Begleitung von Fraunhofer Venture sind drei Jahre nach der Ausgründung noch am Markt aktiv, viele sehr erfolgreich.

Euer persönlicher Ausblick: Wie werden sich Ausgründungen bei Fraunhofer entwickeln?

Manuel: Die Zahl der Ausgründungen bei Fraunhofer wächst kontinuierlich und nicht einmal die Pandemie hat diese Entwicklung nachhaltig negativ beeinflussen können. Dabei ist das Potential von Fraunhofer-Technologie und Expertise noch längst nicht voll ausgeschöpft.  Die Verwertung durch Ausgründungen wird sich weiter etablieren und auch das Thema Impact Investing wird meiner Meinung nach verstärkt in den Fokus geraten.

Thomas: Langfristig wird es Zeit für ein Unicorn aus dem Hause Fraunhofer. Technologien und Know-How sind vorhanden – wir haben genug Anlass, groß zu denken.

Thomas und Manuel:  Vielen Dank für eure Zeit und dieses Gespräch!

 

Ihr wollt wissen, was Gründer und Institutsleiter zur Arbeit mit Fraunhofer Venture sagen? Hier findet ihr o-Töne …
… zur Ausgründungsunterstützung
… zum Beteiligungsmanagement

Ihr überlegt, selbst auszugründen oder eure Technologie zu lizensieren? Dann nehmt Kontakt zu eurem Tandem auf .