Investment für das nächste Level: Der Einstieg der ZEISS Gruppe beim Fraunhofer Spin-off Vibrosonic

Im Oktober 2023 machte ZEISS Ventures, die Investment-Abteilung der renommierten ZEISS Gruppe, ihr Investment in die Fraunhofer-Ausgründung Vibrosonic öffentlich. Wir blicken mit Dr. Dominik Kaltenbacher, Gründer und CEO der Vibrosonic GmbH, hinter die Kulissen dieses Investments und beleuchten, welche Chancen Corporate Venture Kapital für Fraunhofer Spin-offs und -Institute bieten können.

© Vibrosonic GmbH
Dr. Dominik Kaltenbacher, Gründer und CEO der Vibrosonic GmbH

Dominik, mit der ZEISS Gruppe ist kürzlich ein strategischer Investor bei Vibrosonic eingestiegen. Was bedeutet dieses Investment für euch?

Für uns ist dieses Investment entscheidend für das nächste Level unserer Geschäftsentwicklung. Mit der Hörkontaktlinse® haben wir eine Technologie entwickelt, die nahezu konkurrenzlos ist. Der Einstieg eines renommierten Investors ermöglicht es uns nun, unsere Technologie zur Produkt- und Marktreife zu entwickeln und parallel den Markteintritt strategisch vorzubereiten. So führen wir aktuell an mehreren Versorgungsstandorten unser sogenanntes Testhören durch und profitieren vom äußerst positiven Feedback der Testhörer*innen, beispielsweise was die Klangqualität der Hörkontaktlinse® angeht. Wir freuen uns darüber hinaus über einen stabilen Planungshorizont, trotz des aktuell herausfordernden Umfelds bei Start-up-Finanzierungen.

Viele Gründerinnen und Gründer fürchten, eigene Verantwortung abgeben zu müssen, wenn namhafte Investoren einsteigen. Was würdest du denen sagen?

Für uns sehe ich das nicht – eher im Gegenteil. Unser Know-how und unsere Kompetenzen sind ein Asset für unsere Partner und wir können gemeinsam ein spannendes Marktsegment erschließen und Wachstum generieren, das ohne eine Zusammenarbeit kaum möglich wäre. Als Fraunhofer-Beteiligung können wir außerdem auf unsere Berater bei Fraunhofer Venture zurückgreifen, die uns mit ihrer jahrelangen Erfahrung unterstützen können. Das war insbesondere für die Vorbereitung der neuen Finanzierungsrunde sehr hilfreich, als es darum ging, Win-Win-Modelle für alle Beteiligten zu entwickeln.

Die klinischen Studien, das Testhören und das Investment von ZEISS bilden die Basis für die Markeinführung von Hörlösungen mit der Hörkontaktlinse®. Wie sieht eure Zwischenbilanz aus?

Bisher haben wir überragendes Feedback von unseren Testpersonen erhalten. Wir sind deshalb optimistisch, dass wir die Pilotphase bald erfolgreich abschließen, unsere Produkte robust weiterentwickeln und den Produktlaunch vorbereiten können.

Für uns persönlich ist die Zusammenarbeit mit Menschen und ihren gesundheitlichen Herausforderungen ein besonderer Moment. Das Feedback unserer Probanden ist enorm wichtig für die Weiterentwicklung unserer Hörlösungen und wenn sie von ihrem positiven Klangerlebnis mit der Hörkontaktlinse® berichten, dann beflügelt uns das natürlich sehr. Unser Anspruch ist, Menschen mit dem Klang der Welt zu verbinden und eine Verbesserung ihrer Lebenssituation herbeizuführen. Und genau da befinden wir uns auf einem sehr guten Weg.

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Die Hörkontaktlinse® für eine neue Qualität des Hörens

Gerade für Med-Tech-Anwendungen sind Zulassungen das entscheidende unternehmerische Nadelöhr. Wie habt ihr eure Zulassungen umgesetzt?

Unsere Technologie wurde zunächst noch auf Basis der auslaufenden Medical Device Directive der EU zugelassen. Seit wenigen Wochen haben wir es nun geschafft, die Zulassung auch nach der neuen Richtlinie, der Medical Device Regulation, zu bekommen. Dadurch wird die kontinuierliche Weiterentwicklung unserer Produkte viel leichter möglich. Sehr hilfreich war hier auch der Austausch mit anderen ehemaligen Kolleginnen und Kollegen bei Fraunhofer, die sich ebenfalls bereits mit regulatorischen Fragen auseinandergesetzt hatten. Mit ZEISS haben wir jetzt zusätzliche Expertise gewonnen, für Zulassungen in internationalen Märkten beispielsweise.

Gratulation dazu. Aber das heißt auch, dass die große Herausforderung, der erfolgreiche Markteintritt, noch vor euch liegt. Wie wollt ihr das als kleines Start-up bewältigen?

Indem wir das tun, was wir bereits seit Tag eins unserer Ausgründung getan haben: Wir müssen uns selbst, unsere Strukturen, Prozesse, Mitarbeitende und Netzwerke mit jeder neuen Phase weiterentwickeln. Wir sind mit vier Leuten gestartet und haben aktuell rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Schwerpunkt auf Forschung, Technologie- und Geschäftsentwicklung. Die Vermarktung der Hörkontaktlinse® ist eine Zäsur für uns und wir müssen die nächste Metamorphose unseres Unternehmens einplanen: Den Aufbau von Vertriebsstrukturen, Versorgungszentren und vieles mehr. Für den Produktlaunch müssen wir folglich neue Kompetenzen aufbauen. Aber auch das ist normaler Teil unserer Entwicklung, die wir mit voller Zuversicht angehen. 

Dominik, vielen Dank für die spannenden Einblicke und Hintergründe zu eurer Finanzierungsrunde und weiterhin viel Erfolg bei euren kommenden Metamorphosen!