Vom Pilotprojekt zum Transfermotor: Fünf Jahre Fraunhofer Venture COLAB

Das Fraunhofer Venture COLAB startete vor fünf Jahren als Impulsgeber für die systematische Kooperation von Deeptech-Start-ups mit Wissenschaftlern. Die Basis für Tech-Transfer-Kollaborationen mit innovativen Gründern und Gründerinnen hatte bereits das Vorgängerprojekt TECHBRIDGE gelegt. Heute sind Kollaborationen Bestandteil der Transfer-DNA von immer mehr Fraunhofer-Instituten – und haben sich zu einem erfolgreichen Geschäftsmodell für alle Beteiligten weiterentwickelt.

© Fraunhofer Venture
Das COLAB-Team: Damian Breu, Lui Herz und Florian Ascherl (v.l.n.r.)

Das Fraunhofer Venture COLAB wurde im November 2025 fünf Jahre alt. Aus dem innovativen Experiment ist nach über 150 erfolgreichen Kooperationen ein bewährtes Modell für Technologietransfer mit Start-up-Partnern geworden: Für eine wachsende Zahl von Fraunhofer-Instituten sind die begleiteten Kooperationen inzwischen ein fester Bestandteil ihrer Strategie. Einige Institute arbeiten zusammen mit dem COLAB-Team parallel an mehreren Start-up-Kooperationen. Andere nutzen die gemeinsame Entwicklung mit Start-ups gezielt, um marktfähige Technologien aus der Forschung heraus zu validieren oder neue Geschäftsmodelle zu testen.

Das COLAB-Team scoutet aktiv Technologiebedarf und mögliche Kooperationschancen auf wichtigen Start-up- und Deeptech-Events in Deutschland und Europa. Auf diesem Weg baut es sein Netzwerk an potenziellen Partnern kontinuierlich aus. Aktuell werden fortlaufend zwischen 25-30 aktive Kooperationsteams von COLAB betreut, die meisten davon im Rahmen des Fraunhofer AHEAD-Ausgründungsprogramms.

Perfect Match: Spitzentechnologie trifft Gründergeist

Das COLAB-Team arbeitet für erfolgreiche Transferpartnerschaften selbst in vieler Hinsicht nach Start-up-Prinzipien: Geschwindigkeit durch agile Prozesse und ausgeprägtes Gründungs-Know-how, kombiniert mit vielfältigen Kontakten im Hightech-Ökosystem. 

»Unsere Aufgabe ist es, die richtige Technologie zum richtigen Zeitpunkt mit dem passenden Team zusammenzubringen«, erklärt Florian Ascherl, Team Lead beim Fraunhofer Venture COLAB. »Unser Team verbindet in kurzer Zeit potenzielle Kooperationspartner – und macht aus einer Idee ein Projekt mit klarem Zielbild.« Über die Plattform Fraunhofer Match erhalten Gründer innerhalb von ein bis zwei Wochen konkrete Lösungsvorschläge aus den Instituten für aktuelle technologische Herausforderungen des Start-ups. Das COLAB-Team kuratiert die passenden Partner und begleitet in Workshops während des AHEAD-Programms. Auch der Aufbau gemeinsamer Projekte bis hin zu Proof-of-Concept und der Umsetzung des Technologietransfers wird unterstützt.

Für Start-ups entsteht aus der Verbindung zu Fraunhofer-Wissenschaftlern und -Technologien häufig eine Art »technologischer USP«: Mit bestehender Fraunhofer-IP aus der anwendungsorientierten Forschung entstehen gut geschützte Produkte und einzigartige Geschäftsmodelle aus den Fraunhofer-Start-up Kooperationen.

Innovation durch Inspiration

Nicht immer sind die Ergebnisse einer Tech-Transfer-Kollaboration absehbar – aber oft entstehen schon während des Matchings hochinnovative, wirtschaftlich interessante und häufig nachhaltig wirksame Ansätze. Mit Hilfe des COLAB-Teams werden nicht nur marktreife Anwendungen kommerzialisiert, sondern auch kooperative Geschäftsmodelle aufgebaut.

Gemeinsam mit dem Fraunhofer IFAM entwickelt das Gründerteam von CMID derzeit ein innovatives Geschäftsmodell, in dem digitale Fingerabdrücke für Baustoffe entstehen sollen. Mit diesen sollen Materialien über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg ESG-konform verfolgt und in ihrem ursprünglichen Verwendungszeck genutzt werden können. So wird das Recycling von Materialen vermieden bzw. so weit wie möglich nach hinten verzögert. Gerade für die material- und emissionsintensive Bauindustrie entsteht auf diese Weise ein Modellprojekt der Circular Economy –mit interessanten wirtschaftlichen Perspektiven.

Wie stark der Transfer von Forschung zu Anwendung durch COLAB-Projekte beschleunigt wird, zeigt auch das Beispiel einer Kooperation zwischen dem Start-up ReWorth Blocks und dem Fraunhofer IBP: Beide Partner arbeiten gemeinsam an einem Verfahren, mit dem feinfraktionierter Bauschutt wieder in verwertbaren Porenbeton umgewandelt wird – einen Baustoff, der Ressourcen schont, Deponien entlastet und den CO₂-Fußabdruck der Bauwirtschaft deutlich senken kann.

Transfer-Ökosystem mit Rendite für die Forschung

Für die beteiligten Institute geht die Zusammenarbeit in der Regel über den unmittelbaren Transfer-Erfolg hinaus: Folgeaufträge, eröffnen Perspektiven jenseits dessen, was klassischer Auftragsforschung möglich ist. »Eine erfolgreiche Kooperation kann der Anfang eines Spin-offs, aber auch der Start einer längerfristigen Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Institut und Startup sein«, sagt Florian Ascherl.

Seit der Gründung des COLAB haben sich viele neue Prozesse und Strukturen bewährt – doch das Team arbeitet weiter an Methoden und neuen Instrumenten, die den Service-Level für Start-ups und Institute noch einmal anheben sollen. Für die Zukunft gibt es deshalb einige Weiterentwicklungsideen, wie die heute etablierten Rahmenbedingungen im Tech-Transfer mit Start-ups um neue Modelle ergänzt, oder der Aufbau von Deep-Tech-Ventures mit echtem Impact für Umwelt und Gesellschaft noch deutlich proaktiver verfolgt werden kann.