acuila: automatisierte, optimierte und dynamische Tourenplanung

In Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI bietet das Team um das TUM-Gründungsprojekt acuila automatisierte, optimierte und dynamische Tourenplanung für ambulante Pflegedienste an. Ermöglicht wurde diese Zusammenarbeit von dem durch das BMBF gefördertem Projekt TechBridge von Fraunhofer Venture*. Das Programm soll Startups und Fraunhofer-Institute zusammenführen, um gemeinsam an Technologie-Projekten zu arbeiten. Luis Hopf von acuila berichtet, wie die Kooperation mit dem Fraunhofer SCAI bisher gelaufen ist und wie die Teilnahme am TandemCamp von TechBridge dabei unterstützen konnte.

acuila ermöglicht eine automatisierte, optimierte und dynamische Tourenplanung. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Luis Hopf: Ursprünglich haben wir mit einer anderen Idee angefangen. Wir wollten die Dokumentation der Patientenbetreuung optimieren und sind bei Gesprächen potenzieller Kunden auf massive Probleme bei der Personal- und Routenplanung von ambulanten Pflegediensten hingewiesen worden. Daraufhin haben wir die automatisierte Tourenplanung in den Fokus gerückt. Unser Ziel ist, dass ambulante Pflegedienste die Planung und Ressourcenzuweisung in kürzester Zeit erledigen können. Außerdem sollten auch spontane Veränderungen in Real Time dargestellt werden.

Wie genau funktioniert Ihre Software und inwieweit unterscheidet es sich von anderen Anbietern?

Luis Hopf: Die dynamische Tourenplanung wird durch einen hochperfomanten Algorithmus des Fraunhofer SCAI ermöglicht. Durch eine Priorisierung der berücksichtigten Faktoren, untersucht der Algorithmus tausende von Alternativen in Sekundenschnelle, bevor er eine global optimierte Lösung ermittelt. Sehr ähnlich zu unserer Problematik ist das Problem PackageDelivery. Dafür gibt es schon eine Reihe an Lösungen. In unserem Fall ist die Schwierigkeit ein wenig komplexer, da einfach noch mehr Variablen beachtet werden müssen, wie zum Beispiel eine gewisse Routine.

 

An welchem Punkt haben Sie gemerkt, dass Sie zusätzliche Technologie benötigen und wie sind Sie dabei auf die Fraunhofer-Gesellschaft gekommen?

Luis Hopf: Auf der Suche nach einem Kooperationspartner für unsere ursprüngliche Idee und durch das Manage&More Programm von UnternehmerTUM, sind wir auf TechBridge von Fraunhofer Venture gestoßen. Wir hatten die Hoffnung, dass wir über das wir über das TechBridge Anbahnungsformat TandemCamp Kontakte zu einem Fraunhofer-Institut knüpfen können. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir noch nicht das Know-How, um die Idee selbst umzusetzen. Kurz vor Bewerbungsschluss des TandemCamps wurden wir durch das TechBridge Team mit dem Fraunhofer SCAI vernetzt. Witziger Weise hat das Institut genau das erforscht, was wir letztendlich gebraucht haben.

Wie konnte das TandemCamp von TechBridge Sie bei der Kooperation unterstützen?

Luis Hopf: Mit TechBridge haben wir einen Technologiepartner an die Seite bekommen - nämlich das Fraunhofer SCAI - der uns hilft, unseren Use Case in die Wirklichkeit zu übertragen und eine Lösung für uns zu bauen. Beim TandemCamp Kick-off Workshop haben wir uns zum ersten Mal kennengelernt und gemeinsam eine Mission, Vision und Roadmap erstellt. Gerade diesen Workshop habe ich als sehr positiv empfunden. An unserer gemeinsam entwickelten Vision können sich beide Partner orientieren und sich immer wieder neuen Drive holen. Durch die große Entfernung haben wir uns allerdings erst wieder zur Abschlusspräsentation getroffen. Wir hatten aber zwei gut trennbare Themen, die wir behandelt haben. Zum einen haben wir, acuila, uns mit der Marktrecherche beschäftigt und mit der Identifizierung der Kundenanforderungen. Zusammen mit  Pflegediensten haben wir das Ganze validiert und diese Informationen an das Fraunhofer SCAI weitergeleitet. Diese haben die Anforderungen in den Algorithmus eingebunden und ihre Technologie angepasst. Wir hatten am Ende der zweimonatigen Förderphase des TandemCamps einen funktionalen Prototypen fertig, der zeigt wie das ganze ablaufen soll.

Was haben Sie für die Zukunft von acuila geplant. Was sind die nächsten Schritte?

Luis Hopf: Im Moment sind wir noch dabei, unseren Prototypen zu finalisieren. Im November startet ein Pilotprojekt mit den Johannitern, bei dem wir unseren Prototypen testen. Denn sobald wir sicherstellen können, dass auf Knopfdruck optimierte und dynamische Tourenpläne erstellen werden können, möchten wir Pflegedienste von unserer automatischen Personal- und Tourenplan Software überzeugen.

Sofern das erfolgreich ist, streben wir im Frühjahr 2018 ein Exist-Gründerstipendium an, um unser Team weiter zu stärken und das Ganze zu skalieren. Außerdem sind wir gerade noch im Gespräch mit Vincentz, einem großen Verlag im Bereich Pflege, der unter anderem auch Organisator der größten Pflegemesse Deutschlands ist. Zusätzlich zur ambulanten Pflege betrachten wir gerade noch einen weiteren Anwendungsfall in der stationären Pflege und sind dafür im Gespräch mit dem Klinikum Rechts der Isar in München.

Was sind Ihrer Meinung die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Kooperation?

Luis Hopf: Ich finde es essentiell, dass man von Anfang an offen und ehrlich mit einander kommuniziert und sich nichts verschweigt. Mögliche Probleme können so schon frühzeitig erkannt werden. Bei unserer Kooperation gab es solche Probleme überhaupt nicht. Durch unsere weitere Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer SCAI zeigt sich auch, dass beide Seiten zufrieden sind und einen Mehrwert sehen. Außerdem finde ich auch wichtig, dass man sich hin und wieder mit dem Kooperationspartner vor Ort trifft. Es ist nämlich schon etwas anderes ob man über Skype kommuniziert oder zusammen an einem Tisch sitzt.

Vielen Dank für das Interview, Herr Hopf und weiterhin viel Erfolg mit acuila!!

 

*Das vom BMBF geförderte Projekt TechBridge ist seit April 2020 innerhalb des Tech Transfer Programms AHEAD verstetigt worden.