Kooperation zwischen Fraunhofer und Start-up eMovements GmbH führt zu Integration von Fraunhofer-Technologien in der Entwicklung des elektrischen Rollator "ello"

„TandemCamp“ – das mag wohl nach einem neuen Sportprogramm klingen, um fit in den Frühling zu starten. Mit Sport hat es allerdings nur bedingt zu tun, dafür aber mit Agilität in der Arbeitsweise und Teamleistung. Denn das TandemCamp ist ein Wettbewerb für Kooperationen zwischen Start-ups und Forschern von Fraunhofer, die gemeinsam an einem Projekt arbeiten. Es stellt innerhalb der Abteilung Fraunhofer Venture ein Format des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekts "TechBridge" dar, das eine Zusammenführung von Start-ups und Fraunhofer-Instituten zum Ziel hat.

"Unternehmerische Luft schnuppern" können Fraunhofer-Forschende auf der einen Seite und andererseits Entrepreneure einen Einblick in die Welt der Forschung gewähren: so lautet die Devise. Dabei soll in Verbindung mit den Technologien von Fraunhofer eine fundierte Forschung und Entwicklung basierend auf Ideen und Produkten der Start-ups ermöglicht werden.

 

Eine Kooperation zwischen einem jungen Start-up und einer etablierten, großen Forschungseinrichtung  – kann das funktionieren?

Im Mai 2018 geht das TandemCamp bereits in die vierte Runde und so können Erfahrungswerte aus erster Stunde gezogen werden.

Max Keßler, Gründer der eMovements GmbH, sowie wissenschaftlicher Mitarbeiter Cagatay Odabasi und Fraunhofer-Gruppenleiterin für Haushalts- und Assistenzrobotik Dr. Birgit Graf, beide vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA, lassen ihre Eindrücke noch einmal Revue passieren, schließlich haben sie mit ihrer Kooperation beim ersten TandemCamp im Frühling 2017 teilgenommen.

Das junge Unternehmen eMovements GmbH aus Stuttgart stellt elektrische Rollatoren her. Um die Rollatoren für die Patienten genauer abstimmen zu können und Medizinern eine Gelegenheit zu bieten, die aktuellen motorischen Fähigkeiten ihrer Patienten zu analysieren, arbeitete das Team von eMovements mit dem Fraunhofer-IPA an einem Kamerasystem, das die Schritte der Patienten zählt und die Position der Füße erfasst. Diese aufgezeichneten Daten können von Medizinern zur weiteren Begutachtung und gesundheitlichen Überprüfung ihrer Patienten genutzt werden. Bisher ist dieses Add-on zwar noch nicht im elektrischen Rollator "ello" integriert, aber die Machbarkeitsstudie für das Projekt steht. Die Forschungsarbeit hierfür wurde im Rahmen von TechBridge gefördert.

 

Wie empfand das Start-up die Kooperation mit Fraunhofer?

"Die Kooperation ist sehr erfolgreich verlaufen und hat für beide Seiten sowohl in technischer als auch menschlicher Hinsicht einen großen Mehrwert geliefert“, berichtet Max Keßler. Der junge Unternehmer kennt die Fraunhofer-Gesellschaft schon aus Studentenzeiten, als er selber für das Institut tätig war. Nun kann er aus externer Position seine Perspektive schildern. Die Bewerbung beim TandemCamp erfolgte, um eine Finanzierung für die Untersuchung der technischen Machbarkeit ihres Projekts zu erhalten.

An geballter Forschungskraft hat Fraunhofer zweifelsohne Einiges zu bieten, aber wie grenzt sich die Forschungsgesellschaft von anderen Kooperationspartnern auf dem Gebiet ab und ergeben sich daraus auch längerfristige Vorteile für ein Start-up? „Neben der technischen Expertise in zahlreichen Gebieten von Biotechnologie über Produktionstechnik bis hin zu Cyber Security ist das Alleinstellungsmerkmal von Fraunhofer ganz klar der Name, vor allem bei Investoren und Kunden: Man vertraut der Institution und es kommen tendenziell weniger Rückfragen von Kunden und Geldgebern“  stellt Max Keßler fest.

Und das TandemCamp? Das empfand er als „unbürokratisch und hilfreich" und es hat die Bindung zwischen Start-up und Forschungsinstitut gefestigt. Wenn ein Start-up mit Fraunhofer  kooperiert, würde Max Keßler das "TandemCamp auf jeden Fall empfehlen, weil es eine  tolle Möglichkeit bietet, einfach mal etwas auszuprobieren".

Dabei hat die Kooperation zwischen eMovements und dem Fraunhofer-IPA schon mehr erreicht als nur "etwas ausprobiert" und kann greifbare Erfolge in Form von einer Lizenzvereinbarung aufweisen. Der elektrische Rollator ist nämlich mit einem Notrufsystem ausgestattet, bei deren Datenaufzeichnung  und –übertragung ein Patent von Fraunhofer genutzt wird. Diese Funktionalität ist auch Grundvoraussetzung für die weiteren Projektarbeiten an dem Rollator, wie eben das visuelle System zur Erfassung der Schritte und Fußposition von Patienten. Somit ist ein Stück der gemeinsamen Arbeit bereits in dem Produkt integriert und bietet viel Potential für zukünftige, gemeinsame Tätigkeiten.

 

Und was sagen Fraunhofer-Forscher zur Startup-Kooperation?

Auch auf der Institutsseite ist man sich einig, dass die Kooperation mit der eMovements GmbH eine interessante Abwechslung mit Zukunftspotential ist. Cagatay Odabasi ist seit circa einem Jahr für das IPA tätig und Dr. Birgit Graf schon um ein Vielfaches länger. Beide beschreiben den Ablauf des Projekts in jeglicher Hinsicht als  bereichernd und empfinden eine Bewerbung für das TandemCamp auch für weitere Projekte als erstrebenswert. Cagatay Odabasi hat vor allem der Enthusiasmus der jungen Unternehmer und deren lösungsorientierten Herangehensweise gefallen.

Auch das TandemCamp bewerten die Forscher als ein Mehrwert-schaffendes Format und Birgit Graf fasst zusammen: „Die Finanzierung im TandemCamp hat es uns ermöglicht, neue Technologien für eine gesellschaftlich höchst relevante Anwendung zu entwickeln und deren praktischen Nutzen zu testen.“

 

Ist die Kooperation für die Zukunft relevant?

Während die eMovements GmbH aktuell an der Serienproduktion ihres Produkts „ello“ arbeiten, können Forschungen und Entwicklungen des Fraunhofer IPA richtungsweisende Lösungen für weitere Problemstellungen im Bereich der stationären Pflegebranche sein. Serviceroboter-Technologien sind nur ein Beispiel für die Kompetenz von Fraunhofer IPA, eine Adaption der Gesellschaft an den demografischen Wandel zu ermöglichen.

 

Inhalte des TandemCamps: Finanzierung + Coaching = Erfolg?

Kooperationen zwischen Start-ups und Fraunhofer-Instituten bringen sowohl Entrepreneuren als auch Forschern einen großen Mehrwert in vielerlei Hinsicht. Im Rahmen des Wettbewerbs für Startup-Kooperationen TandemCamp kann die Zusammenarbeit mithilfe von Coaching-Formaten und einer Projektfinanzierung unterstützt und intensiviert werden. Die Projektarbeit wird durch regelmäßige Absprachen unterstützt, so dass der Status Quo, der Fortschritt und die Ergebnisse der Kooperation stets im Auge behalten werden. Beste Voraussetzungen also, um fit und agil durchzustarten.

 

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