Ein Gastbeitrag von Thorsten Lambertus

High-Tech statt Hype-Tech: Warum aus der Forschung die besseren Startups entstehen

Deutschland ist ein High-Tech Land mit Spitzenforschung und Spitzenplätzen in vielen Industrien – ein Riese bei technologischen Innovationen, aber ein Zwerg im internationalen Vergleich, wenn es darum geht, aus Forschungsergebnissen erfolgreiche Unternehmen zu machen. Es wird Zeit für einen neuen High-Tech-Gründergeist.

Gründet Deutschland an der Zukunft vorbei?

Die Startup-Szene hierzulande tummelt sich immer noch weitgehend in der App- und Web-Entwicklung und im eCommerce-nahen „Endkunden-Verstehen“. Ohne Zweifel herrscht hier großer Nachholbedarf – aber diese Konzentration der Gründungs-Aufmerksamkeit auf die endkundennahen und technologisch leichten Bereiche passt weder zu den vielen produktionslastigen Unternehmen in den deutschen Schlüsselindustrien, noch zur besonderen Qualität und Expertise der Ingenieure und Wissensarbeiter in den Global Playern und im Mittelstand. Das große Alleinstellungsmerkmal von „Made in Germany“, die technologische Exzellenz, die hohe Spezialisierung und Innovationskraft, sorgt zwar immer wieder für technologische Meilensteine, aber (noch) für vergleichsweise wenige Gründungen, vor allem bei Zukunftstechnologien.

Es erscheint geradezu paradox: die DNA der deutschen Volkswirtschaft erhält im aktuellen Startup-Hype die geringste Aufmerksamkeit. Ein Grund mag die im internationalen Vergleich eher unterentwickelte Venture Capital Szene sein, ein weiterer die hervorragenden Karrieremöglichkeiten in großen Unternehmen. Viel entscheidender ist jedoch, dass leider noch unterentwickelte Gründungsbewusstsein der technologischen sowie unternehmerischen Elite und das fehlende Wissen über die Karrieremöglichkeiten als Gründer und Chef aus der Forschung heraus. Viele deutsche Hochtechnologie-Unternehmen sind hervorragend in die deutsche Forschungsszene vernetzt und der Wissenstransfer zwischen Unternehmen und der vielfältigen deutschen Forschungslandschaft dürfte zu den besten der Welt gehören. Eine Tradition des Ausgründens vielversprechender Projekte, wie sie beispielsweise bei den digitalen Schrittmachern USA und Israel längst ein normaler und erfolgreicher Karriereweg ist, ist hierzulande immer noch eher die exotische Ausnahme – dabei könnten alle Beteiligten von einer neuen deutschen Gründungswelle im High-Tech Bereich profitieren.

 

Neuer High-Tech-Gründergeist: Entrepreneure, die wir wirklich brauchen

Die viel gepriesene Startup-Kultur der neuen CEOs in den 2000ern und der smarten Entwickler in den hellen Lofts deckt nur einen kleinen Teil der Innovationsfelder ab, die für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Wirtschaft wirklich wichtig sind – und in denen das wirtschaftliche Potenzial für die bahnbrechenden Konzepte weitaus höher ist. Ob Künstliche Intelligenz, Health-Tech, Bio-Tech, Energie oder intermodale Mobilität – je anspruchsvoller die Technologie für Zukunftsinnovationen, desto wichtiger werden Gründerqualitäten, die nicht mehr autodidaktisch erworben oder von „handelsüblichen Startup-Programmen“ vermittelt werden können. Die Technologie ist hier der Nukleus des Geschäftsmodells und verlangt nach entsprechender Expertise sowie nach Zusammenarbeit vieler Player in einem Ökosystem. Wissenschaftler bringen dafür ein besonderes Problemlösungsrepertoire mit: Denn eine neue Website hat bis heute noch keinen Krebs geheilt. Forscher bringen jene Fähigkeiten mit, die in der deutschen Gründerszene derzeit noch eher Mangelware sind.


Die nächste Welle der Digitalisierung verlangt die Verbindung der schönen neuen digitalen Tools mit der technologischen „Hardware“ in Unternehmen und Forschungszentren und bietet damit gerade Wissenschaftlern hervorragende Chancen, als Gründer oder Co-Gründer aus ihrem Wissen Kapital zu schlagen. Sie sind die „technologischen Enabler“ der Digitalisierung und sind in der Lage, die fundamentalen Menschheitsprobleme zu lösen. Der Weg zum Gründer oder CIO ist dabei viel einfacher und risikoärmer, als viele denken. Im Grunde lässt er sich gar nicht denken, sondern sollte probiert werden.

 

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